Die kleinen Buchstaben auf Vorder- und Rückseite verstand man als die Signaturen der beiden Stempelschneider. Während TH dem Telephantos zugewiesen wird, konnten die Buchstaben auf der Rückseite nicht geklärt werden. Das auf diesem Exemplar sichtbare N muss durch die durch eine stempelgleiche Prägung überlieferten Buchstaben AM erweitert werden. Eventuell handelt es sich um zwei Stempelschneider. Die Münze gehört zu den ersten in Pharsalos geprägten großen Silbermünzen. Das Reversbild geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf die thessalischen Hemidrachmen des 5. Jh. v. Chr. zurück und wurde dann bald durch einen thessalischen Reiter ersetzt.

Diese Silberprägung wird dem illyrischen König Ballaios aufgrund stilistischer Merkmale und im Ausschlussverfahren zugewiesen. s. auch die ähnliche Drachme CNG Electronic Auction 317, 2013, 34.

Epameinondas, der das Amt des Boiotarchen mehrfach inne hatte, wurde vor allem durch die Erfindung der Schiefen Schlachtordnung berühmt. Durch diese Taktik konnte er das zahlenmäßig überlegene Heer der Spartaner in der Schlacht von Leuktra in die Knie zwingen. Dieser Sieg beendete die spartanische Hegemonie über den Peloponnes und begründete das thebanische Intermezzo. In der Schlacht von Mantineia 362 v. Chr. fiel er im Kampf. Sein Tod läutete gleichzeitig das Ende der thebanischen Vorherrschaft ein. Nachdem sich die griechischen Poleis über Jahrhunderte gegenseitig bekämpft hatten, wurde in der Folge das historische Geschehen von den makedonischen Königen bestimmt.

Der Typus mit Bildnis der Stadtgöttin Athena und der Eule auf dem Revers wurde wohl unter der Regentschaft des Tyrannen Hippias um 515 v. Chr. eingeführt und löste die bis dahin geprägten Wappenmünzen ab. Letztere waren wohl hauptsächlich für den lokalen Gebrauch gedacht, während die Eulen zu einer weltumspannenden Leitwährung, später in großen Massen geprägt (und imitiert) wurden und heute sicher den bekanntesten Münztypus überhaupt darstellen. Auf den frühen Stücken trägt Athena noch keinen Lorbeerkranz. Dieser kommt erst nach dem endgültigen Sieg über die Perser hinzu. Die frühen Köpfe wie der Vorliegende sind noch von entzückendem archaischen Charme mit fein ziseliertem Haar und sogar dem archaischen Lächeln, wie es an den berühmten archaischen Koren von der Akropolis zu finden ist.

Auffällig an dem vorliegenden Exemplar ist der vergleichsweise große Kopf und der nur knapp unter dem Diadem ausschwingende Haarschopf, der den Blick auf die hohe Stirn und die elegant geschwungene Brauenlinie freigibt. Das Stück ist diesbezüglich noch der früheren Gruppe (Starr Group V) verhaftet, von der es sich durch die Anordnung der Schwanzfedern der Eule aber anderseits auch deutlich abgrenzt. Es wird wohl noch in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. vor der Fertigstellung des Parthenon entstanden sein.