Zur Zeit von Sigismund III., 1587 - 1632. Gulden zu 2/3 Reichstalern o.J. (wohl 1613 - 1632, wahrscheinlich 1618).
SI. DEVS. NOBIS. CVM. QVIS. CONTRA. NOS. (Wenn Gott mit uns, wer gegen uns), gekrönter polnischer Adler mit Brustschild, darauf Ranken, den Adlerkopf nach links /
MONETA. ARGENT. REGN. POLO. (Silbergeld der polnischen Herrschaft), gekrönter und verzierter, quadrierter Wappenschild Polen-Litauen-Russland mit schwedischem Mittelschild, bei dem die Mitte jedoch eher einem nach links steigenden Löwen als der Wasa-Garbe ähnelt. Kopicki -. Gum. -. Hutten-Cz. -. Dav. -. Slg. Radziwill S. 45ff. (dort Titelstück). 19.36 g.
Von allergrößter Seltenheit! Einziges im Handel bekanntes Exemplar. Womöglich das Stück der Sammlung Prinz Radziwill.
zur polinschen Übersetzung / do polskiego opisuEine historische EinordnungDie historische Einordnung dieser enigmatischen Prägung bereitet Schwierigkeiten, auch wenn es durchaus Anhaltspunkte gibt. Stilistische Eigenschaften, Typus und Münzfuß deuten sicher auf das erste Drittel des 17. Jahrhunderts hin.
Besonders auffällig und für die Zeit untypisch ist der Umstand, dass die Umschrift die Nennung eines Herrschers tunlichst vermeidet und statt dessen schlicht vom Regn(um) Polo(niae) spricht. Radziwill folgert aus diesem Umstand, der ungefähr bestimmbaren Zeitstellung, dem recht groben Stempelschnitt sowie dem ebenfalls hinsichtlich des Regenten aussagelosem Brustschilds des polnischen Adlers, dass es sich um eine irreguläre Prägung einer revolutionären Partei handeln müsse, schließt aber aufgrund stilistischer Erwägungen sowie aufgrund des Nominals der Münze den
Aufstand des Mikolaj Zebrzydowski und des Prinzen Janusz Radziwill in den Jahren 1606 und 1607 als Entstehungshintergrund aus. Vielmehr vertritt er die Ansicht, diese Prägung stehe im Zusammenhang mit den politischen Wirren und Aufständen der Jahre 1606 bis 1610 im Anschluss an die von polnischen Adeligen und Truppen unterstützte
Einsetzung des Falschen Dimitri als Moskauer Zaren (1605 / 1606). Er unterstellt sogar, dass es sich um eine Prägung Sigismunds III. selbst oder seines Umfelds handeln müsse, die dazu gedient habe, die rebellierenden Söldner auszuzahlen. Die ausgesprochene Seltenheit dieser Münze ergäbe sich daraus, dass der König nach Beendigung der Rebellion die Spuren der eigenen Schwäche habe beseitigen wollen und diese Prägung eingezogen habe.
Auch wenn diese Überlegungen nicht vollkommen von der Hand zu weisen sind und eine Entstehung während der Unruhen der Jahre ab 1606 nicht auszuschließen ist, kommt jedoch auch ein anderer historischer Hintergrund in Betracht, ist sogar sehr viel wahrscheinlicher. So mag der Hintergrund dieser Prägung wohl eher in den Ereignissen der
Jahre zwischen 1613 und 1618 liegen, was mit dem Stil und dem Nominal des vorliegenden Stücks ebenfalls durchaus im Einklang stehen würde. Der Sohn König Sigismunds III., der später als
Wladislaw IV., 1632 - 1648, in die Geschichte eingehen sollte, bestieg im Jahre 1610 den russischen Thron, wurde aber bereits 1613 durch Michael Romanow wieder vertrieben. Die Folge war ein bis 1618 offen geführter militärischer Konflikt zwischen diesen beiden Machtanwärtern. Womöglich liegt uns mit diesem extrem raren Stück eine polnische Prägung des Wladislaw Wasa vor; sicher schon in Vorwegnahme der später tatsächlichen Nachfolge auf den polnischen Thron.
Und in der Tat sprechen einige gewichtige Indizien für diese Deutung, vor allem der Wappenschild. Es ist nicht zu übersehen, dass der Mittelschild dem der schwedischen Wasa im Wesentlichen entspricht und der eigentliche Wappenschild nicht nur die Territorien Polen sowie Litauen umfasst, wie auf den Prägungen Sigismunds III. üblich, sondern eben auch Russland; eine Auswahl, die mit den Machtinteressen Wladislaws und auch mit dessen Biografie vollkommen in Deckung gebracht werden kann. Diese Auswahl wäre allerdings für die von Radziwill in Erwägung gezogenen Zusammenhänge überraschend und inkonsequent. Es ist nicht einsichtig, dass Rebellen gegen den Wasa-König gerade das Wasa-Wappen verwenden sollten. Ebenso ist es nicht nachvollziehbar, warum der polnische König bei eigenen Prägungen auf die Nennung seines Namens verzichten sollte. Die Weglassung eines Herrschernamens passt hingegen sehr gut in die Deutung, dass dieses Stück eine Prägung des Wladislaw ist. Er konnte nach seiner Vertreibung aus Moskau und vor seiner Nachfolge in Warschau nicht im eigenen Namen polnische Münzen prägen, da dieser Königstitel von seinem Vater immer noch mit Nachdruck beansprucht wurde.
Folglich liegt es sehr nahe, dass der eigentliche Hintergrund dieser Prägung im militärischen Konflikt von Wlasdislaw Wasa und Michael Romanov während der Jahre zwischen 1613 und 1618 liegt. Man mag nun darüber spekulieren, ob der hier gewählte Münzfuß zu einem Gulden (2/3 Reichstaler) als ein Hinweis auf eine geplante Anwerbung von Söldnern beispielsweise aus Norddeutschland oder den Niederlanden, wo dieses Nominal zu dieser Zeit weit verbreitet war, gedeutet werden kann. Zumindest könnte diese Annahme die extreme Seltenheit dieser Münze erklären, denn bevor solche Pläne hätten realisiert werden können, kam es im Dezember 1618 zum
Frieden von Deulino, der die Kampfhandlungen, die erst 1632 und nach der Wahl Wladislaws zum polnischen König wiederaufgenommen wurden, vorerst beendete. Denkbar wäre demnach sicherlich auch, dass das Stück später zwischen 1618 und 1632 entstanden sein könnte; eben in Vorbereitung zu einer niemals umgesetzten Militäraktion gegen Russland unter Anwerbung der infolge des 30jährigen Kriegs reichlich vorhandenen Söldner aus dem Reichsgebiet.
Das vorliegende Stück entspricht in seiner Beschreibung und der Abbildung dem Exemplar der Sammlung Prinz Radziwill (Katalog Radziwill, Berlin 1869), das vor der Mitte des 19. Jahrhunderts in Litauen gefunden worden sein soll. Dort wird das Gewicht mit 1 Lot 5/16 angegeben, was nach preußischem Standard und unter Berücksichtigung von Rundungsfehlern einer Gewichtsspanne von etwa 18,7 g bis 19,6 g entspricht. Das vorliegende Exemplar fällt mit seinen 19,36 g exakt in diese Spanne. Die Abbildung des leider nur als Kupferstich überlieferten Exemplars der Sammlung Prinz Radziwill legt die Vermutung nahe, dass es mit dem hier nun vorliegenden Stück identisch sein könnte.
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A Historical Classification The historical classification of this enigmatic coin causes difficulties, even though there are definitely clues. Stylistic characteristics, type and coin standard point to the first third of the 17th century.
Particularly noticable and not at all typical for this time is the fact that the inscription quite obvioulsly avoids naming a ruler and instead simply speaks of the Regn(um) Polo(niae). Radziwill concludes from this circumstance as well as from the approximately determinable date, the rather rough die cut as well as the likewise meaningless breastplate of the Polish eagle with regard to the regent, that it must be an irregular coinage of a revolutionary party. However, due to stylistic considerations as well as the denomination, he excludes the uprising of
Mikolaj Zebrzydowski and Prince Janusz Radziwill in the years 1606 and 1607 as the historical background of this piece. Instead, he takes the view that this coinage is connected to the political turmoil and uprisings during the years between 1606 and 1610 following the
investiture of the so called false Dimitri as Moscow tsar (1605 / 1606), which was supported by Polish nobles and troops. He even assumes that it might have been issued by Sigismund III. himself or someone near to him and was ment to pay off rebellious mercenaries. According to Radziwill, the extreme rarity of this coin results from the fact that the king wanted to eliminate the traces of his own weakness after the end of the rebellion and withdrew this coinage completely.
Even if these considerations cannot be dismissed completely and an origin during the riots of the years from 1606 onwards cannot be ruled out, another historical background must be considered, and is even more probable. The background to this coinage may well lie in the events of the
years between 1613 and 1618, which would also be entirely consistent with the style and the denomination of this coin. The son of King Sigismund III, who would later go down in history as
Vladislav IV, 1632 - 1648, ascended the Russian throne in 1610, but was expelled again only in 1613 by Michael Romanov. The result was an open military conflict between these two contenders that lasted until 1618. This extremely rare piece might well be a Polish coinage of Vladislav Wasa; certainly already in anticipation of the later actual succession to the Polish throne.
And indeed, there is some important evidence for this interpretation, above all the coat of arms. It is obvious that the central shield essentially corresponds to that of the Swedish Vasa and the actual coat of arms does not only include the territories of Poland and Lithuania, as is usual on the coins of Sigismund III., but Russia, too; a selection that can be perfectly aligned with Vladislavs political interests and his biography. However, such a selection would be surprising and inconsistent for the contexts considered by Radziwill. It is not plausible that rebels against the Wasa king should use the Wasa coat of arms. It is also incomprehensible why the Polish king should refrain from mentioning his name on his own coinage. The absence of the rulers name, however, corresponds very well to the interpretation that this piece was minted on Vladislav´s behalf. After his expulsion from Moscow and prior to his succession in Warsaw, he could not mint Polish coins in his own name, since this royal title was still vigorously claimed by his father.
Consequently, it is very likely that the actual background of this coinage lies in the military conflict between Vlasdislav Vasa and Michael Romanov in the years between 1613 and 1618. One may speculate as to whether the coin standard of a guilder (2/3 Reichstaler) chosen here can be interpreted as an indication of a planned recruitment of mercenaries, for example from northern Germany or the Low Countries, where this denomination was widespread at the time. At least this assumption would explain the extreme rarity of this coin, because, even before such plans could have been realized, there was the
Peace of Deulino in December 1618, which ended the hostilities, that had only resumed in 1632 and after Vladislav at last was elected king of Poland. Therefore, it would certainly also be conceivable that this piece could have been created later, between 1618 and 1632; possibly in preparation for a military campaign against Russia that was never carried out, recruiting mercenaries from Germany, which were abundantly available as a result of the thirty years war.
The piece offered here corresponds in its description and illustration to the example from the Prince Radziwill collection (Catalogue Radziwill, Berlin 1869), which is said to have been found in Lithuania before the middle of the 19th century. In this catalogue the weight is given as 1 lot 5/16, which corresponds to a weight range of about 18.7 g to 19.6 g according to the Prussian standard and also taking into account rounding errors. With 19.36 g, the coin is exactly within this range. The illustration of the piece from the Prince Radziwill collection, which unfortunately has only survived as a copperplate engraving, suggests that it could be identical to the piece presented here.
Unregelmäßige Tönung, sehr schön; EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN; POLEN; diverse