NIKAIA. Commodus als Augustus, 180 - 196 n. Chr. AE Hemiassarion ø 15mm (3.12g). 182 - 188 n. Chr. St. 30°. Vs.: [M] A KO - ANTΩN, Kopf n. r. Rs.: [IEPOC ΑΓΩ]N NIKAIE-ΩN, Preiskrone mit Palmzweig. Rec. gen. 437, 309 var. Revers Taf. 75, 11 (= Paris 950 = RPC IV 1 online 6050; mit M AV KO...); BMC - ; HCC 248, 16 var.; SNG Cop. - ; SNG v. Aulock - ; Weiser, Köln - .
Die wohl schon seit Claudius pentetisch (d. h. alle vier Jahre) in Nikaia gefeierten Festspiele erfuhren im Jahr 188 eine bedeutende Aufwertung: sie wurden hieros agon, heiliger (kaiserlicher) Wettkampf, und bekamen den kaiserlichen Ehrennamen Komodeia (C. Bosch, Die Festspiele in Nikaia, Jahrbuch für kleinasiatische Forschung I, 1950, 80-99; Weiser, Köln 118-121). Besonders derartige erstklassige, kaiserliche Agone zogen so viel Publikum nach Nikaia, dass durch erhöhte Prägung für mehr städtisches Wechselgeld gesorgt werden musste. Anlässlich dieser Komodeia entdeckten die Nikaier gewissermaßen die Agonistik für ihre Münzprägung, denn zum ersten Mal kamen agonistische Bilder und Parolen auf ihren Münzreversen vor, und zwar in bunter Vielfalt, sogar eine rhythmische Akklamation: ΚΟΜΟΔΟV BACIΛEVONTOC O KOCMOC EVTVXEI, Komodu basileuontos ho kosmos eutychei, Commodus herrscht: der Welt gehts gut (Rec. gen. 439, 321 Revers Taf. 75, 20 [Paris], Williams 2009, 124, 64 Taf. 24 [Florenz]); RPC online - ; G&M 278, 2021, Los 3508).
Auf einigen Münzen erscheint ein spezieller Gegenstempel, eine Nike, üblicherweise so hinter dem Kaiserporträt eingeschlagen, dass es aussah, als bekränzte sie den Kaiser. Howgego 1985, 152, 254, führt 93 Münzen der Nikaier mit der Nike-Punze auf: Antoninus Pius (1), Lucius Verus (1), Marcus Aurelius (8, darunter ein Stück aus Hadrianopolis in Thrakien (RPC IV 1 online 10668 [Paris]), Commodus (10) und Severer (63). Bisher ist kein vorzügliches Stück des Commodus mit diesem Gegenstempel aufgetaucht (das besterhaltene bisher bekannte Stück des Commodus mit der Punze ist RPC online 5135 (s. o.; das besser erhaltene Stück oben trägt den Gegenstempel nicht). Daher wurde diese Punze wohl nicht zwei Mal, 188 und 204, verwendet (Weiser, Köln 120 f.), sondern nur einmal, 204 (s. Los 1155).
Wenn die so punzierten Münzen dadurch Berechtigungs- oder Eintrittsmarken wurden, wäre unsinnig, den gleichen Stempel zwei Mal zu verwenden, da die punzierten Münzen danach ja wieder in den Geldumlauf zurückflossen. Beim Fest von 204 hätten auch für 188 punzierte Stücke vorgelegt werden können, die das Fest von 204 durch erhöhte Inanspruchnahme hätten ad absurdum führen können. Es sei denn, nicht-severische Münzen mit der Nike-Punze hätten 204 nicht mehr gegolten. Dann wäre die Kontrolle der Gültigkeit der Bons allerdings erheblich erschwert worden. Als im Zusammenhang mit den Festspielen des Jahres 240, unter Gordianus III., noch einmal Nike-Gegenstempel verwendet wurden (s. u.), ließ man sie ausschließlich auf den Reversen der Münzen applizieren, um dadurch eine Verwechselung mit den Avers-Punzen von 204 zu vermeiden. Niemand sollte unberechtigterweise mit einer nach wie vor gültigen Münze mit Avers-Nikepunze von 204 im Jahr 240 eine Vergünstigung einfordern können, die nur für Besitzer einer aktuellen Münze mit Nikepunze auf dem Revers reserviert war. Nur so war zu gewährleisten, dass nur so viele Bons existierten, wie mit den jeweiligen Vergünstigungen bedient werden konnten. Daher stammten sehr wahrscheinlich alle Avers-Nikepunzen aus dem Jahr 204 und gehörten nicht bereits zu den Agonen unter Commodus.
Braune Patina, ss; RÖMISCHE PROVINZIALPRÄGUNGEN; BITHYNIEN; NIKAIA