KAULONIA. Didrachme ø 29mm (7.95g). 525 - 500 v. Chr. Vs.: Nackter Apollon mit Kranz n. r. schreitend, die Rechte mit Lorbeerzweig über den Kopf erhoben, auf seinem ausgestreckten l. Arm kleiner Dämon n. r. laufend, vor ihm auf einer kurzen Standlinie Hirsch stehend, der seinen Kopf n. l. zu ihm umwendet. Rs.: Dasselbe spiegelbildlich incus. Noe, Caulonia 8A; HN Italy 2035. SNG Lockett 579 (stgl.); Boston MFA 173 (stgl.).
Mit feiner, glatter Oberfläche! Ex Numismatica Ars Classica Auktion 120, 2020, Los 232; aus europäischer Privatsammlung, erworben 2009 bei Freeman & Sears Electronic Shop.
Das Vorderseitenmotiv der frühen Didrachmen von Kaulonia hat verschiedene Interpretationen erfahren, von denen viele in der Historia Numorum von Barclay Head dokumentiert sind. Er sah in der Hauptfigur den mythischen Gründer von Kaulonia, der ein Blatt der Pflanze kaulos als Anspielung auf den Stadtnamen hielt. Die meisten Gelehrten bezeichnen die Figur als Apollon. Die laufende Figur auf der Hand, deren Füße in einigen Beispielen geflügelt sind, wird von manchen für einen Windgott gehalten, vielleicht Zephyrus. Meist wird sie aber als Genius oder Daimon beschrieben, eine Gottheit niedrigerer Ordnung, die höheren Göttern diente. Die vielleicht attraktivste Erklärung ist, dass Apollon einen Lorbeerzweig aus dem Tal von Tempe in Thessalien hält und die kleine Figur ein Daimon ist, der die Rolle seines Boten erfüllt. Demnach würde der Typus die Geschichte widerspiegeln, wie Apollon, nachdem er die Schlange Python in Delphi mit einem gezielten Pfeil getötet hatte, zur Strafe sieben Jahre mit niederer Arbeit im Exil verbrachte. Am Ende seiner Sühneperiode reinigte er sich im heiligen Lorbeerhain. Konkret würde der Typus seine vom Daimon-Boten angekündigte Rückkehr nach Delphi darstellen, um im Auftrag von Zeus seine Orakelaufgaben zu übernehmen. Der Hirsch scheint sich jeder Erklärung zu entziehen, und das, obwohl er ein integraler Bestandteil des Motivs auf den frühesten Münzen der Stadt war und später als Standard-Reverstyp übernommen wurde. Die Produktion der Münzstätte in Kaulonia war beträchtlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass es sich um eine Stadt von vergleichsweise geringer Bedeutung handelte. Es war die letzte der achäischen Kolonien an der ionischen Küste, die mit der Münzprägung begann, und Robinson vermutet, dass ihre unverhältnismäßig hohe Produktion durch das völlige Fehlen früher Münzprägungen ihres wohlhabenderen und wichtigeren Nachbarn Lokris erklärt werden könnte.
Fein getönt und gut zentriert, vz; GRIECHEN; BRUTTIUM; KAULONIA