Severisches Männerporträt.
Römische Kaiserzeit, Anfang 3. Jh. n. Chr. Bronzehohlguss, H 28cm. Kopf eines jungen Mannes mit kurzgelocktem Haar und kurzgeschnittenem Bart. Der Blick ist leicht nach rechts gerichtet. Die Haare sind im vorderen Bereich detailreich und plastisch durchmodelliert, am Hinterkopf nur noch grob skizziert. Das Stück wurde wohl Opfer eines gezielten Angriffs und mittels eines Schlages auf die Gesichtsmitte demoliert.
Provenienz: Aus dem Lager der Firma Ancient and Medieval Art, Furneux, Pelham, die 1990 geschlossen wurde. Bei Gorny & Mosch Auktion 210, 2012, 13A.
Das Stück steht dem sog. 2. Thronfolgertypus nahe, der entweder für Caracalla oder für Geta geschaffen wurde, unterscheidet sich aber im Lockenschema. Es ist daher nicht sicher benennbar und könnte auch nur einen unbekannten Zeitgenossen der severischen Prinzen darstellen. Der Vandalismus, dem das Porträt anheim fiel, lässt aber an die radikale damnatio memoriae, die über Geta verhängt wurde, denken und macht eine Benennung als jüngeren Bruder des Caracalla nicht unwahrscheinlich. Ob sich Volkes Zorn auch derart gegen eine Privatperson gerichtet hätte, scheint fraglich. Mit welcher Hingabe sich die Bevölkerung des römischen Reiches zuweilen der Zerstörung der Bildnisse gefallener Herrscher widmete, berichtet zum Fall des Domitian Plinius der Jüngere: Man freute sich, seine Porträts... auf dem Boden zu zerschmettern, mit den Schwertern darauf einzudringen und die Wut daran mit Beilen auszulassen, wie wenn den einzelnen Hieben Blut und Schmerz folgen würden. Zum 2. Thronfolgertypus s. K. Fittschen P. Zanker, Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom 1. Kaiser- und Prinzenbildnisse (1985) 102ff. Kat.Nr. 88 -90.
Das Stück war in der Auktion Gorny & Mosch 210 im Jahr 2012 mit einer großflächigen Ergänzung des Gesichtes präsentiert worden, die auch im beschreibenden Text deutlich gemacht wurde. In einem Spiegel-Artikel vom 5.5.2014 (Nr.19 S. 96ff.), der sich mit gefälschten Bronzeskulpturen, insbesondere des sog. Spanischen Meisters beschäftigt, wird bezüglich unseres Stückes eine Aussage des Archäologen Prof. Stefan Lehmann der Universität Halle-Wittenberg wiedergegeben: Ebenfalls gefälscht sei... ein bärtiger Römer, den das Münchner Auktionshaus Gorny & Mosch angeboten hat. Freilich wurde diese Analyse ohne Autopsie und offenbar ohne Berücksichtigung der etwas entstellenden Ergänzung vorgenommen. Mittlerweise wurden diese Ergänzungen abgenommen. Das Ergebnis spricht für sich und ermutigt uns, dieses historisch äußerst interessante Stück erneut anzubieten.
Life size bronze portrait of a bearded young man in the style and iconography of the Severan princes Geta and Caracalla. The head has an attractive smooth green patina. Obviously it has been vandalized, damaged with a heavy stroke in the center of the face and cut off the rest of the figure. That makes one think of the damnatio memoriae of Geta and supports the theory that this is a portrait of the murdered younger brother of Caracalla - although the scientific assignment of the different portrait types of the Severan era is still insecure.
6 A;6.A;6A;
Herrliche dunkelgrüne Patina, im Hals gebrochen, größter Teil des Gesichtes ausgebrochen.; OBJEKTE; GRIECHENLAND UND ROM; BRONZESKULPTUR; Severisches Männerporträt.